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Kleines Wein-Einmaleins: Geschmacksangaben bzw. Geschmacksrichtungen bei Wein
Seit 10 Minuten stehst Du mal wieder vor dem Weinregal und weißt nicht, für welchen Wein Du Dich entscheiden sollst. Einmal steht da ein trockener Riesling. Und dann ist da auch noch ein lieblicher Riesling. Und ein halbtrockener Merlot. Puh, soll da mal einer durchblicken.
Was sind denn nun die Unterschiede zwischen den verschiedenen Geschmacksangaben bei Wein? Was zeichnet einen trockenen, halbtrockenen, lieblichen oder süßen Tropfen aus? Und warum kann zum Beispiel ein Silvaner mal trocken und mal süß schmecken? Wir verraten Dir, was es mit den Geschmacksangaben auf sich hat und welche Vorschriften hierzu gelten.
Trocken, halbtrocken, lieblich oder süß: Was ist der Unterschied?
Die auf dem Etikett angegebene Geschmacksrichtung (auch als Geschmacksangabe, Geschmacksgrad oder Süßegrad bezeichnet) kann Dir bei der Auswahl des richtigen Weins helfen – vorausgesetzt Du weißt sie zu deuten.
Die Bezeichnung als trockenen, halbtrockenen, lieblichen oder süßen Wein ist sowohl von der Restsüße als auch vom Säuregehalt abhängig. Die Angabe auf dem Etikett ist nicht vorgeschrieben, aber in der Regel üblich. Bei der Einstufung der Geschmacksrichtungen muss sich ein Weingut an die vorgegebenen Definitionen in der EU-Verordnung halten. Wein wird insgesamt in vier Geschmacksrichtungen eingestuft: Trocken, halbtrocken, lieblich und süß. Dazu später aber mehr.
Was ist Restsüße?
Das kennst Du mit Sicherheit: Wenn etwas süß schmeckt, ist darin meistens Zucker enthalten. So ist es auch beim Wein. Doch hier ist kein Industriezucker enthalten, sondern nur natürliche Süße.
Doch wie entsteht Restsüße?
Während die Trauben an den Reben hängen und gedeihen, entwickeln sie natürlichen Zucker und Säuren (zum Beispiel Apfel- und Weinsäure). Mit zunehmender Reife werden die Säuren weniger. Der Gehalt an Zucker wiederum steigt.
Nach der Lese der Trauben finden die Vergärung im Keller statt. Hier wird der vorhandene Zucker von kleinen Hefebakterien in Alkohol umgewandelt. Je länger also ein Wein vergärt wird, desto trockener ist er. Möchte ein Weinmacher keinen trockenen Wein kreieren, bricht er den Gärprozess einfach frühzeitig ab. Am Ende des Prozesses bleibt der sogenannte Restzucker bzw. Restsüße im Wein zurück. Und auf dem Etikett eines Weins kannst Du immer erkennen, wie viel Restsüße darin enthalten ist.
amorevino Merksatz: Umso weniger Zucker im Wein enthalten ist, desto trockener ist er.
Vier Geschmacksrichtungen bei Wein
So, nun wieder zu den Geschmacksrichtungen bei Wein. Wie bereits erwähnt, kann man einen Wein in vier Geschmacksrichtungen unterscheiden: Trocken, halbtrocken, lieblich und süß.
Trotz einiger Überschneidungen gelten für Schaumwein andere Bestimmungen. Das liegt an der enthaltenen Kohlensäure: Sie reduziert die Süße im Schaumwein deutlich. Darüber hinaus sind die Geschmacksrichtungen hier viel weiter gefächert. Da das Thema sehr umfangreich ist, werden wir hierzu auch einen eigenen Blogbeitrag erstellen. Sei gespannt!
Trockener Wein
Trocken wird ein Wein bezeichnet, der einen Restzuckergehalt von höchstens 4 Gramm pro Liter aufweist. Zudem darf ein Wein auch als trocken bezeichnet werden, wenn er einen höheren Restzuckergehalt von höchstens 9 Gramm pro Liter aufweist. Der Säuregehalt muss dann jedoch maximal 2 Gramm pro Liter unter dem Restzuckergehalt liegen.
Passt zu: Trockener Weißwein passt super zu Fisch und Meeresfrüchten, trockener Rotwein hingegen zu Wildgerichten.
Internationale Begriffe für einen trockenen Wein
- Französisch: Sec
- Italienisch: Secco oder asciutto
- Englisch: Dry
Halbtrockener Wein
Ein halbtrockener Wein darf bis zu 12 Gramm Restzucker pro Liter aufweisen. Oder bis zu 18 Gramm pro Liter, wenn dabei der Restzuckergehalt den Säuregehalt nicht mehr als 10 Gramm übersteigt.
Passt zu: Halbtrockener Weißwein ist eine tolle Kombination zu gegrilltem hellem Fleisch und zu Pasta, halbtrockener Rotwein hingegen zu gegrilltem rotem Fleisch – zum Beispiel Rind und Lamm.
Internationale Begriffe für einen halbtrockenen Wein
- Französisch: Demi sec
- Italienisch: Abboccato
- Englisch: Medium dry
Lieblicher Wein
Als lieblich wird ein Wein bezeichnet, wenn er den Höchstwert von halbtrockenem Wein überschreitet, aber nicht mehr als 45 Gramm Restzucker pro Liter aufweist.
Passt zu: Lieblicher Weißwein passt wunderbar zu vegetarischen Gerichten, lieblicher Rotwein wiederum zu Pizza.
Internationale Begriffe für einen lieblichen Wein
- Französisch: Moelleux
- Italienisch: Amabile
- Englisch: Medium sweet
Süßer Wein
Die Angabe süß ist ab 45 Gramm Restzucker pro Liter erlaubt.
Passt zu: Ganz egal, ob Rot- oder Weißwein – süßer Wein zu Käse oder Desserts geht immer.
Internationale Begriffe für einen süßen Wein
- Französisch: Doux
- Italienisch: Dolce
- Englisch: Sweet
Feinherber Wein
Und was hat es nun mit feinherben Weinen auf sich? Feinherb ist kein Begriff, der in der EU-Verordnung definiert wurde. Es bedeutet auf dem Etikett nichts anderes als halbtrocken, wobei Kritiker der Meinung sind, dass der Begriff zu einer Verbraucher-Enttäuschung führen könnte. Begründet wird dies mit der oft sehr hohen Restsüße der Weine, die auch über den Bereich des Halbtrockenen hinausgehen kann.
Fazit
Die Entscheidung, für welchen Wein Du Dich nun entscheiden sollst, können wir Dir leider nicht abnehmen. Denn Deine subjektive Geschmackswahrnehmung kann definitiv nicht mit den messbaren Werten auf dem Etikett gleichgesetzt werden. Wie Du einen Wein einschätzt, hängt letztendlich von vielen Faktoren ab. So können zum Beispiel Tropfen mit niedrigem Restzuckergehalt bei niedrigem Säuregehalt von Dir als süß wahrgenommen werden. Des Weiteren können auch Alkohol und Glycerin im Wein zu einer süßen Geschmackswahrnehmung führen, obwohl der Wein auf dem Etikett als trocken angegeben ist.
Kurz gesagt: Jeder Mensch hat ein anderes Geschmacksempfinden. Und bei unterschiedlichem Essen, Wetter oder Umständen passt der eine Wein besser als der andere. Probier Dich einfach durch die unterschiedlichsten Tropfen durch und entscheide, was Dir schmeckt.
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